Veränderungskurve – Emotionen verstehen und begleiten

Definition

Die Veränderungskurve – auch Change-Kurve genannt – ist ein Modell, das beschreibt, wie Menschen emotional auf Veränderungen reagieren. Sie geht auf die Trauerforschung von Elisabeth Kübler-Ross zurück und wurde später ins Change Management übertragen.

Ziel & Nutzen

Ziel der Veränderungskurve ist es, emotionale Reaktionen vorhersehbar zu machen, um Change-Prozesse besser zu begleiten. Sie hilft Führungskräften, Verständnis für menschliche Reaktionen zu entwickeln und gezielte Unterstützung anzubieten.

  • schafft Empathie für Widerstand
  • unterstützt passgenaue Kommunikation
  • bietet Orientierung in kritischen Phasen

Ablauf der Veränderungskurve

Die klassische Kurve besteht aus 7 Phasen:

  1. Schock
  2. Verneinung
  3. Rationale Einsicht
  4. Emotionale Akzeptanz
  5. Ausprobieren
  6. Erkenntnis
  7. Integration

Diese Phasen verlaufen nicht linear – Menschen springen, verharren oder wiederholen einzelne Abschnitte. Gute Change-Begleitung ist prozess- und personenbezogen, nicht schematisch.

Wichtig zu wissen: Es gibt nicht die eine Veränderungskurve – sondern so viele wie Menschen am Prozess beteiligt sind. Jeder Mitarbeitende durchläuft die Phasen individuell – abhängig von:

  • der persönlichen Veränderungserfahrung
  • dem Vertrauen in die Führung
  • dem bisherigen Informationsstand

Ein Projektteam, das früh in den Veränderungsprozess eingeweiht wurde, befindet sich vielleicht schon in der „Ausprobierphase“, während andere Teams noch im „Schock“ oder in der „Verneinung“ feststecken.

Deshalb gilt für Führung und Kommunikation: Richte deine Kommunikation auf die Phase aus, in der sich die Mehrheit der Betroffenen befindet – nicht auf den kleinsten oder lautesten Teil.

Sonst entsteht Überforderung, Misstrauen oder Ablehnung. Wer zu früh mit Motivationsparolen startet, während andere noch trauern oder ablehnen, verpasst die emotionale Abholung – und das Vertrauen.

Grafik zur Veränderungskurve im Change Management – zeigt die sieben emotionalen Phasen zwischen Schock und Integration im Zeitverlauf
Die sieben Phasen der Veränderungskurve: Vom Schock zur Integration – emotionaler Verlauf im Change-Prozess

Vor- und Nachteile

VorteileNachteile
Einfache Visualisierung emotionaler ProzesseGefahr der Übervereinfachung
Hilfreich für Kommunikation & FührungNicht alle Menschen reagieren gleich
Unterstützt Timing von Change-MaßnahmenKann als „Schablone“ missverstanden werden

Einsatzgebiete

  • Führungskräfteentwicklung
  • Change-Kommunikation
  • Projektmanagement
  • Teamentwicklung

Beispiel aus dem Sport

Als Sir Alex Ferguson nach 26 Jahren als Trainer von Manchester United im Jahr 2013 zurücktrat, war das weit mehr als ein Führungswechsel. Er hatte nicht nur eine Mannschaft geprägt – er war der Taktgeber eines gesamten Vereins.

Mit seinem Abgang begann für Club, Team und Fans eine emotionale Reise entlang der Veränderungskurve:

  • Schock: „Das kann doch nicht sein – er ist die Konstante!“
  • Verneinung: „Das kriegen wir mit dem nächsten Trainer auch so hin.“
  • Rationale Einsicht: als die sportlichen Erfolge ausblieben
  • Emotionale Akzeptanz: nach Jahren des Suchens
  • Integration: mit neuen Strukturen und Verantwortlichkeiten

Diese Veränderung war nicht technokratisch – sie war emotional. Und genau deshalb ist die Veränderungskurve auch im Sport so wirksam.


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Fazit & Call to Action

Die Veränderungskurve ist kein Wundermittel – aber ein kraftvolles Instrument, um Emotionen im Wandel sichtbar und steuerbar zu machen.

Wer versteht, wo andere emotional stehen, kann sie wirklich mitnehmen.

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Glossar

  • Veränderungskurve: Modell zur Darstellung emotionaler Reaktionen auf Change
  • Kübler-Ross: US-Psychiaterin, Urheberin der Trauerphasen
  • Emotionale Akzeptanz: Zeitpunkt, an dem Menschen innerlich loslassen
  • Integration: Phase, in der Veränderung als „neue Normalität“ erlebt wird
  • Widerstand: Emotionale oder rationale Ablehnung von Veränderung
  • Change-Kompetenz: Fähigkeit, Wandel konstruktiv zu gestalten und zu begleiten

FAQ

  • Was ist das Ziel der Veränderungskurve?
    Sie zeigt typische emotionale Reaktionen auf Change – und hilft, diese besser zu begleiten.
  • Woher stammt das Modell ursprünglich?
    Es basiert auf den Trauerphasen nach Elisabeth Kübler-Ross und wurde auf Change-Prozesse übertragen.
  • Wie lange dauern die Phasen?
    Das ist individuell sehr verschieden – abhängig von Persönlichkeit, Umfeld und Art der Veränderung.

Autorenbox

Andreas Klement ist Speaker, Coach und Leadership-Experte mit Wurzeln im Profisport.
Sein Fokus: Emotionen im Wandel sichtbar machen – und mit Klarheit, Haltung und Humor begleiten.
👉 andreasklement.de

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