Stakeholder-Analyse im Change Management: Verbündete gewinnen, Gegner einbinden

Inhaltsverzeichnis

Einleitung – Veränderung ist kein Selbstläufer

Ob neue Technologie, Reorganisation oder Kulturwandel – in jedem Change-Prozess gibt es Menschen, die den Wandel vorantreiben, und solche, die ihn blockieren. Dazwischen liegt eine große Gruppe, die unsicher ist und abwartet.

Als Führungskraft bist du mittendrin – und stehst vor der Frage: Wie erkenne ich früh, wer welche Rolle spielt?

Eine der effektivsten Methoden dafür ist die Stakeholder-Analyse. Sie zeigt dir,

  • wer Einfluss auf den Change hat,
  • wie diese Personen eingestellt sind, und
  • welche Strategien helfen, sie einzubinden.

Im Profisport ist dieser Gedanke seit Jahrzehnten etabliert. Trainer analysieren genau, wer im Team als Leistungsträger, Stimmungsmacher oder potenzieller Störfaktor agiert. Aber dazu später mehr – lass uns erst verstehen, was die Methode kann.

Was ist eine Stakeholder-Analyse?

Eine Stakeholder-Analyse ist ein strukturiertes Verfahren, um alle Personen, Gruppen oder Organisationen zu identifizieren, die von einer Veränderung betroffen sind oder Einfluss darauf nehmen können.

Im Kern beantwortest du damit vier Fragen:

  1. Wer ist beteiligt oder betroffen?
  2. Welche Interessen haben diese Stakeholder?
  3. Wie groß ist ihr Einfluss?
  4. Wie ist ihre Einstellung zum Change?

Das Ziel: ein klares Bild aller Akteure, um gezielt Kommunikations- und Einbindungsstrategien zu entwickeln.

Stakeholder-Matrix im Change Management erklärt von Andreas Klement: Einstellung und Einfluss von Unterstützern, Gegnern und Neutralen im Veränderungsprozess visualisiert.
Stakeholder-Matrix: Einstellung und Einfluss erkennen – erklärt von Andreas Klement im Kontext von Change Management und Leadership.

Warum sie im Change Management unverzichtbar ist

Ohne Stakeholder-Analyse riskierst du,

  • Widerstände zu unterschätzen,
  • Unterstützer zu übersehen, und
  • wertvolle Zeit und Ressourcen zu verlieren.

Vorteile im Überblick:

  • Frühzeitiges Erkennen von Konfliktpotenzial
  • Effizientere Kommunikation
  • Gezielte Nutzung von Multiplikatoren
  • Höhere Akzeptanz für den Wandel

Die 5 Schritte einer erfolgreichen Stakeholder-Analyse

1. Stakeholder identifizieren

Erfasse alle relevanten Akteure: interne (Mitarbeitende, Führungskräfte, Betriebsrat) und externe (Kunden, Lieferanten, Behörden).

2. Interessen und Erwartungen verstehen

Welche Chancen oder Risiken sehen die Beteiligten im Change? Dokumentiere ihre wichtigsten Anliegen.

3. Einfluss und Einstellung bewerten

Nutze eine Power-Interest-Matrix, um festzuhalten, wie groß der Einfluss und wie positiv oder negativ die Haltung ist.

4. Strategien ableiten

  • Verbündete stärken
  • Unentschlossene überzeugen
  • Kritiker einbinden oder neutralisieren

5. Maßnahmen planen und umsetzen

Erstelle einen klaren Kommunikations- und Maßnahmenplan für jede Stakeholder-Gruppe.

Sportstory – Die „Schnelle Mitte“ im Handball

Ende der 1990er-Jahre veränderte eine Regeländerung den Handball weltweit: die Schnelle Mitte. Plötzlich konnten Teams nach einem Tor ohne Unterbrechung weiterspielen. Das Spieltempo stieg rasant, es fielen mehr Tore – und ganze Spielsysteme wurden über den Haufen geworfen.

Ein erfahrener Trainer analysierte vor der neuen Saison sein Team wie ein Change Manager:

  • Wer kann das neue Tempo mitgehen?
  • Wer ist skeptisch und muss gezielt aufgebaut werden?
  • Wer könnte den Wandel blockieren?

Spieler, die sich anpassten, wurden Leistungsträger in der neuen Ära. Vereine und Top-Spieler, die an alten Mustern festhielten, verschwanden von der sportlichen Bildfläche. Diese Geschichte zeigt: Wer die relevanten „Stakeholder“ kennt und mit ihnen gezielt arbeitet, kann selbst tiefgreifende Veränderungen meistern.

Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

  1. Nur die lautesten Stimmen beachten – Auch stille Unterstützer können entscheidend sein.
  2. Einmalige Analyse – Stakeholder-Haltungen ändern sich: bleib dran.
  3. Zu allgemeine Kategorien – Je präziser die Analyse, desto wirksamer die Strategie.
  4. Kommunikation nicht anpassen – Jede Gruppe braucht ihre eigene Ansprache.

Praxis-Tipps für Führungskräfte

  • Plane für jeden Stakeholder konkrete Maßnahmen.
  • Nutze Visualisierungen wie Einfluss-Interessen-Matrizen.
  • Beobachte Veränderungen in der Einstellung und reagiere schnell.
  • Setze Multiplikatoren bewusst ein.

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Fazit – Wer Menschen kennt, gestaltet Wandel erfolgreicher

Eine Stakeholder-Analyse ist kein theoretisches Papier – sie ist dein Navigationssystem im Change Management. Sie zeigt dir, wo Unterstützung wartet, wo Überzeugungsarbeit nötig ist und wie du Widerstände früh erkennst. Wer seine Stakeholder versteht, kann den Wandel nicht nur steuern, sondern aktiv gestalten.

FAQ

Was ist der Hauptnutzen einer Stakeholder-Analyse im Change Management?

Sie ermöglicht es, gezielt auf unterschiedliche Gruppen einzugehen und so Akzeptanz und Unterstützung zu sichern.

Wie oft sollte die Analyse durchgeführt werden?

Mindestens zu Beginn und in allen entscheidenden Phasen des Change-Prozesses.

Was ist der Unterschied zwischen Stakeholder-Analyse und Zielgruppenanalyse?

Die Zielgruppenanalyse fokussiert sich meist auf Kunden, die Stakeholder-Analyse umfasst alle relevanten Akteure.

Ist die Methode nur für große Unternehmen geeignet?

Nein, auch kleine Organisationen profitieren von einer strukturierten Stakeholder-Analyse.

Glossar

  • Change Management – Geplanter Ansatz zur Steuerung von Veränderungen in Organisationen.

  • Stakeholder – Personen oder Gruppen mit Interesse oder Einfluss auf ein Projekt.

  • Power-Interest-Matrix – Visualisierung von Einfluss und Interesse von Stakeholdern.

  • Multiplikator – Person, die Informationen oder Meinungen stark verbreitet.

  • Akzeptanz – Zustimmung zu einer Maßnahme oder einem Wandel.

  • Widerstand  – Aktive oder passive Ablehnung einer Veränderung.

Autorenbox

Andreas Klement – Leadership-Experte, Speaker und Autor. Kommentator bei Sportdeutschland.TV (Handball) und Spezialist für Change, Transformation und Erfolgsstrategien im Sport und Mittelstand. Mehr unter: www.andreasklement.de

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