Wieso Sie Ihre Spezialisten nicht als Teamleader verbrennen sollten

Der Top-Performer als Führungskraft?

Stellen Sie sich die Szene vor: Sie sitzen im Stadion, das Spiel ist in vollem Gange. Auf einmal rennt der Goalgetter vom Feld, stellt sich an die Seitenlinie und gestikuliert wild, weil er seinen Teamkollegen strategische Anweisungen gibt. Danach sprintet er wieder an seinen Platz, übernimmt den Ball und …

Das können Sie sich nicht vorstellen? Ich auch nicht!

Fachwissen versus Führungskompetenz

Doch tatsächlich ist es das, was in vielen Unternehmen tagtäglich passiert. Die Experten werden in die Position des Teamleiters genötigt oder „befördert“. Und damit macht man sie nicht stark, sondern schwächt ihre Position als Top-Performer sogar ganz beträchtlich.

Wenn die aktive Karriere eines Sportlers vorbei ist, dann ist es natürlich etwas Anderes – durch die aktive Erfahrung in seinem Bereich kann es dann sehr wohl Sinn machen, ihn zum Trainer zu ernennen. Vorausgesetzt, er eignet sich die entsprechenden Führungskompetenzen an. Denn nur das Fachwissen in seinem Bereich befähigt ihn nicht zum Trainer – oder, wenn man es auf Unternehmen umlegen möchte, zum Teamleiter.

Für einen Teamleiter ist es auf der einen Seite unabdingbar, Menschen motivieren zu können und auch die Fähigkeit mitzubringen, mit einzelnen Mitarbeitern im Alltag wie auch in Krisensituationen gut umzugehen. Auf der anderen Seite ist strategisches Wissen und Können gefragt. Eine Strategie lässt sich wiederum nur durch einen Blick von oben ausarbeiten und umsetzen. Solange der Teamleiter oder die Führungskraft selbst fröhlich mitmischt, ist an einen Überblick nicht zu denken.

Überblick versus Detail

Ein Stürmer braucht nur den Blick auf den Ball und auf die Mitspieler, von denen der Ball zu ihm kommen kann. Wenn der Ball kommt, dann hat er ihn ins Tor zu knallen. Das ist seine wichtigste Aufgabe. Als Trainer jedoch ist es vonnöten, das ganze Team im Blick zu haben, ebenso wie die gegnerische Mannschaft. Es ist wichtig, Spielzüge vorausplanen zu können, aber auch einen gegnerischen Angriff oder Winkelzug idealerweise vorherzusehen.

Auf dem Spielfeld, aktiv im Geschehen, ist das schlichtweg unmöglich. Doch genau das ist es, was viele Unternehmen von ihren Führungskräften verlangen. Gleichzeitig den Blick fürs Detail und den Überblick zu bewahren, für andere strategisch mitzudenken, sich um das Eigene zu kümmern und dabei das Team-Ziel nicht aus den Augen zu lassen.

Ziele des Teams

Gerade das Team-Ziel kann sich hierbei als Herausforderung erweisen. Jeder Spieler hat seine eigene Agenda, die sich jedoch dem Team-Ziel unterzuordnen hat. Andernfalls passieren Dinge wie im Endspiel von Chelsea im Ligapokal gegen Manchester City: Chelseas Trainer Maurizio Sarri wollte Torwart Kepa Arrizabalaga in den letzten Minuten der Verlängerung auswechseln. Offenbar hatte Kepa Probleme, der Trainer vermutete einen Krampf und wollte Ersatztorwart Willy Caballero aufs Feld schicken. Kepa aber weigerte sich, das Feld zu verlassen – und das, obwohl er davor in diesem Spiel zwei Mal wegen Schmerzen behandelt worden war.

Im Elfmeterschießen kam es wie es kommen musste: Chelsea verlor 3:4 gegen Manchester City.

Eitelkeit und Einzelkämpfertum oder Teamgeist?

Hier trafen zwei Intentionen unglücklich aufeinander. Eitelkeit und das Team-Ziel: der Sieg. Anstatt aber das Wohl und Ziel des Teams in den Vordergrund zu stellen, ließ der Torwart seine eigene Eitelkeit siegen – und damit das Team verlieren. Der Schiedsrichter hatte keine Chance, in den Vorgang einzugreifen, denn ein Wechsel ist ausschließlich Sache der Mannschaft. Weigert sich der Spieler, der ausgewechselt werden soll, das Spielfeld zu verlassen, läuft das Spiel weiter. Die Strafe für diese Missachtung des Trainers beträgt runde 220.000 Euro. Doch die wahre Strafe für Kepa Arrizabalaga ist wohl eher das Bild, das ihm zukünftig vorausgeht: Das eines Spielers, der sein eigenes Ziel vor das des gesamten Teams stellt.

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